Live-Lesung am Donnerstag

22. April 2021, 19:30 **live** Online-Lesung und -Gespräch auf der Literaturbühne Für_Wort

Ich lese am Donnestag live auf der Lesebühne Für_Wort und ihr könnt dabeisein und mitplaudern. Natürlich alles von zu Hause aus, denn die Lesung findet zugleich auf Facebook und als Zoom-Lesung statt. So müssen wir Autoren nicht ins ungewisse Nichts lesen und können mit unseren Zuhörern plaudern und diskutieren, was auch mal wieder schön ist!
Ich lese aus meinem Debütroman Die letzte Flaschenpost  und aus meinen Märchenadaptionen Verhext und wachgeküsstAußerdem habe ich von dem charismatischen Moderator Eric D. Hansen die Aufgabe bekommen, zu definieren, was Liebe ist. Darüber grüble ich jetzt nach… Lasst euch überraschen!
Ich freue mich auf euch am Donnerstag um 19:30 auf Facebook oder per zoom: zoom.us/j/5028652482

Werbung

Annika Klee beim Jupitermond Verlag

Der Vertrag ist unterschrieben und damit steht fest: Im Sommer wird ein Kinderbuch von mir im Jupitermond Verlag erscheinen. Der Jupitermond Verlag ist noch ganz neu und vielleicht erst wenigen ein Begriff, deshalb stelle ich ihn hier gerne kurz vor:

Die Bücher werden regional und zu 100% Klimaneutral produziert. Ein erheblicher Anteil des Gewinns wird einem guten Zweck gespendet. Die Verlegerin hat sich auf die Fahne geschrieben, die Autoren und Illustratoren angemessen zu beteiligen, was wirklich ein Segen ist. Und sie will Bücher herstellen, die hochwertig sind: mit wichtigen, berührenden Texten, ausgefallenen und herzerwärmenden Illustrationen und einer tollen Haptik. Erschienen sind bisher: „Pete und Anton“ und „Mia entdeckt ihre Superkraft“.

Meine Geschichte, „Das wahrscheinlich wunderbarste Wesen der Welt“ wird im Sommer erscheinen und ich kann es kaum erwarten. Es wird um fantastische (reale) Tiere gehen, und um fantastische Menschen. Mehr will ich noch nicht verraten. Ich durfte aber schon in Stella Eichs Charakterstudien meiner Hauptfiguren, Tom und Tilda, spicken und kann sagen, die Illustrationen werden superhübsch!

„Die Helden seid ihr!“ Märchenhelden äußern sich zur Pandemie

Stiefmütter trachten nach ihrem Leben, sie sind eingeschlossen im Türmen, in einen garstigen Frosch verwandelt oder einfach nur mittellos, jung und brauchen das Geld. Unsere Märchenhelden finden sich oft in aussichtslosen Situationen wieder, ihr Handlungsspielraum ist eingeschränkt und natürlich … finden sie trotzdem einen Weg zum Happy End. Es sind ihre Lebenseinstellung und ihre Kreativität, die sie den Widrigkeiten trotzden lassen. Genau das, was wir heute brauchen! Darum lassen wir ein paar von ihnen selbst zu Wort kommen:

Schneewittchen

Was würde Schneewittchen während der Pandemie tunIch weiß genau, was ihr durchmacht: Gerade war ich noch eine Prinzessin mit eigenem Pony, Kammerzofe und Manierenunterricht. Plötzlich sagt der Jäger: „Lauf, die Königin will dich töten!“ und im nächsten Moment wohne ich in einem Zwergenhaus in einer WG mit sieben bärtigen Männlein. Okay… Manchmal ändern sich die Lebensumstände krass. Kutschefahren ist vorbei, jetzt heißt es die neue Situation annehmen und das Beste draus machen: Zwergensocken waschen und auf die Leine hängen, bisschen Staubwischen, einen Gemüsegarten anlegen und in den uralten Kochbüchern der Zwerge stöbern. Ich entdecke neue Fähigkeiten und höre abends lustige Geschichten. Dieses Leben ist zwar anders, aber auch nicht schlecht. Seid flexibel, seht das Positive! Wie oft hattet ihr kein Bock auf Schule? Standet im Stau? Wart gehetzt von den vielen Aktivitäten, kamt nie mal runter und hattet keine Zeit für das Wesentliche? Entdeckt das Gute an der neuen Situation. Sie dauert nicht ewig an. Ich selbst habe da so ein Gefühl, dass ich auch nicht ewig bei den Zwergen bleiben werde.

 

Der gestiefelte Kater

Die Lage ist natürlich gerade schlecht für unsere Geschäfte. Wenn wir weitermachen wie bisher, kommen wir nicht zum Ziel. Klee_Was würde der gestiefelte Kater tunUnd das gilt es im Auge zu behalten. Wie bei Jonas, für den ich das einzige bin, was er besitzt. Der saß da ohne Erbe und ohne Ausbildung und hatte es dabei so sehr verdient, richtig groß rauszukommen. Das Ziel muss klar sein, das habe ich ihm auch gesagt. Und dann muss man eben ein bisschen kreativ werden. Etabliere einen neuen Tagesablauf, entwickle neue Ziele, die man auch im Lockdown erreichen kann! Wie viele bieten jetzt Lieferservices an und haben das Weihnachtsfest neu erfunden! That’s the spirit! Sei flexibel, finde deine Nische! Und verliere das Ziel nie aus den Augen! Vielleicht entdeckst du Fähigkeiten in dir, die nur darauf gewartet haben, geweckt zu werden!

Rapunzel

Klee_Was würde Rapunzel tun

Ja, Lockdown! Da spreche ich wirklich aus Erfahrung. Ich wurde gerade vom Mädchen zur Frau, peng! saß ich in einem Turm fest, der so quarantänesicher war, dass nicht mal die Hexe sich einfach rein- und raushexen konnte. Da fällt einem natürlich die Decke auf den Kopf. Ist wirklich bescheiden, da kann man nichts schönreden! Was habe ich also gemacht? Ich habe mir Lieder ausgedacht, meine Stimme trainiert und so laut und schön gesungen, wie ich konnte. Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, aber bei mir hebt das die Stimmung. Und ich habe auch davon geträumt, dass irgendwann irgendwer – es musste auch kein Prinz sein – kommt und mich befreit. Das war so ein kleiner Hoffnungsschimmer. Aber was mir wirklich am meisten geholfen hat, war zu lernen geduldig zu sein! Geduldig warten, bis sich die Situation ändert. Daran, dass das irgendwann passiert, hatte ich keine Zweifel. In der Zwischenzeit habe ich die Hexe um gute Bücher, einen Zugang zur Arte-Mediathek und Strickzeug gebeten. Das ist auch der Tipp, den ich euch geben würde: Freut euch schon mal darauf, wenn alles wieder vorbei ist. Und solange: bleibt geduldig und beschäftigt euch sinnvoll! 😉

Der Froschkönig

Die Hexe hat mich ja – jedenfalls in Annika Klees VersionKlee_Was würde der Froschkönig tun meines Märchens aus „Verhext und wachgeküsst“ – deshalb in einen Frosch verzaubert, weil ich mich ihr gegenüber etwas respektlos verhalten habe. Der Hexenfluch sollte nur aufgelöst werden, wenn ich auch einer Prinzessin gegenüber ein freches Verhalten an den Tag lege, das sie richtig echauffiert. Und das liegt mir wirklich gar nicht. Also gar nicht. An dieser Aufgabe hatte ich richtig lange zu knabbern. Und ich musste auch echt über meinen Schatten springen, als ich meine dreisten Forderungen gestellt habe. Aber ich muss sagen, so blöd die Situation für mich auch war, in einen Frosch verwandelt worden zu sein und meine tiefe, stattliche Stimme gegen ein klägliches Froschquaken eintauschen zu müssen, ich habe dadurch viel über mich selbst gelernt. Nur wenn man ganz unten ist, kann man über sich selbst herauswachsen. Ich weiß, wie blöd die Situation für euch ist. Euer Leben steht Kopf, es kommen ständig unbestätigte, schlechte Nachrichten. Man weiß nicht, was man glauben soll, und erst recht nicht, wann man wieder ins alte Leben zurück kann. Aber ihr wachst dabei über euch hinaus! Und wie ihr das wegsteckt, ist wirklich bewundernswert! Und deshalb finde ich, und die anderen Märchenhelden stimmen mir zu:  Die Helden von heute seid ihr!

„Verhext und wachgeküsst“ ist ein Hörspiel-Märchen-Album, das ihr auf dem Geschichtenerzähler von Lunii hören könnt. Hier gehts zu meinen 18 Märchen.

Kinderlesung „Verhext und Wachgeküsst“

von Annika Klee

Ob Fastnacht, Fasching, Carneval oder auch nichts dergleichen – hier gibt es die ganze Lesung vom 30.01.2021

https://www.facebook.com/plugins/video.php?height=314&href=https%3A%2F%2Fwww.facebook.com%2F106159924825356%2Fvideos%2F170098291551021%2F&show_text=true&width=560



Warum Märchen während der Pandemie so aktuell sind

Die Corona-Pandemie ist eine Naturkatastrophe: Unsere Häuser, Städte, Wälder stehen noch. Kein Erdbeben, Vulkanausbruch, kein Waldbrand hat gewütet – und doch hat sich unser Leben auf den Kopf gestellt. Nichts ist wie vorher. Nichts ist planbar. Und es gibt viel zu viele Tote.

Als ich im Januar 2020 mit der Bearbeitung der Grimm‘schen Märchen für Kinder von heute begann, kamen mir die Szenarien dort grausam vor: Warum hat die Familie von Hänsel und Gretel seit Jahren so wenig zu essen, dass die Eltern ernsthaft überlegen, wer es durch den Winter schaffen soll? Warum begegnen dem Mädchen von Sterntaler auf ihrem Spaziergang lauter unbekleidete, hungernde Kinder? Wie muss es für Rapunzel sein, ihr halbes Leben lang in einem Turm eingesperrt zu sein? Und wie, etwas abgeschwächt, für Aschenputtel, als sie erfährt, sie darf nicht zum Ball, obwohl sie sich so darauf gefreut hatte. Das zumindest können wir heute gut nachempfinden. Aber auch die anderen Situationen sind uns heute nicht mehr so fern wie damals, im Januar, als wir in unserer Komfort-Zone saßen und das Schlimmste, was uns passieren konnte, ein misslungener Haarschnitt beim Friseur war.

Viele der Grimm‘schen Volksmärchen zeigen die Helden als Bedürftige, vom Schicksal Gebeutelte, Schwache. Stiefkinder, Waisen, (vermeintlich) dumme, einfache Menschen. Aber das ist nur die Ausgangssituation. Denn wie wir wissen, machen sie ihren Weg: Durch List und Schläue (wie bei „Hänsel und Gretel“ oder „Sieben auf einen Streich“, „Der gestiefelte Kater“, „Aschenputtel“), durch eine positive Lebenseinstellung (wie bei „Frau Holle“, „Hans im Glück“, „Die Sterntaler“) oder durch geduldiges Ausharren bis sich die Situation von außen ändert („Dornröschen“, „Rapunzel“, „Schneewittchen“, „Rumpelstilzchen“).

Und wie geht es den Kindern während der Pandemie? Schulen und Kindergärten sind von einem Tag auf den anderen geschlossen. Turn- und Schwimmunterricht gestrichen. Spielplätze in den ersten Monaten abgesperrt. Freundetreffen untersagt. Die verlässlichen Abläufe des Alltags fallen weg. Das Leben ist aus den Angeln gehoben. Die Schwächsten trifft es am Härtesten, dass zeigt sich auch in dieser Krise.

Aber Not macht erfinderisch und die Märchen lassen sich wie ein Handlungsplan für Kinder lesen: Ich habe von Kindergeburtstagen gehört, die remote gefeiert wurden, mit Rätselbildern und selbstgemachten Quizz-Shows. Kindergartenkinder, die stundenlang telefonieren, und wie in meiner Heimat, Fastnachtsfeiern, die nach Hause verlegt werden, aber auf einen bestimmten Tag, an dem alle zusammen z.B. das Programm des Carnevalsvereins verfolgen.
Wie Kinder die Pandemie wahrnehmen, kann auch eine Einstellungsfrage sein. Nutzen wir die Gunst der Stunde und unsere Kreativität, um aus den eingefahrenen Mustern auszubrechen und etwas Neues und Besseres zu erschaffen. Von vielen Familien habe ich gehört, dass sie ihr Weihnachtsfest 2020 als gemütlich, besinnlich, familiär und weniger stressig erlebt haben. Unser alljährlicher Laternenlauf mit der großen Kita ist mehr ein Trott im großen Pulk, bei dem niemand singt. Im Coronajahr 2020 war unsere Familie im Wald, die bunten Laternen leuchteten uns den Weg, ein kleines Lagerfeuer mit heißem Kakao und selbstgebackenen Weckmännern – ich habe das erste Mal seit vielen Jahren wieder die Magie und die Heimeligkeit dieses Festes gespürt. Und zu guter Letzt zeigen uns die Märchen, dass sich das geduldige Ausharren und Warten auf den Sommer oder Herbst 2021 lohnen wird. Manchmal kann man nicht viel anderes machen. Auch wenn es einem vorkommt wie ein hundertjähriger Schlaf, wie sehr werden die Kinder nach dem „Aufwachen“ das Spielen mit Freunden genießen? Gemeinsam Herumtollen im Schwimmbad? Kleine Übernachtungspartys!

Die alten Märchen der Grimms waren nicht als Geschichten für Kinder gedacht. Sie sind, wie alle Volksmärchen, eindimensional und geradlinig erzählt, so dass Kinder in der Lage sind, ihnen zu folgen, erzählen aber von Grausamkeiten, die Kinder verstören können. In meiner Märchenadaption „Verhext und wachgeküsst. Grimm’s Märchen für moderne Kinder“ habe ich den Helden einen plastischen Charakter geschenkt und ihre Situationen etwas kindertauglicher gestaltet. Gruselige Stellen werden mit einem Witz abgefedert. Die Grundstrukturen aber habe ich beibehalten, denn die Märchen sind gute Wegweiser fürs Leben. Gerade jetzt in der Pandemie bieten sie den Kindern Orientierung und geben Hoffnung auf ein Happy End.

Event-Tipp: Online-Lesung auf dem Kindermaskenfest

Endlich mal wieder was los! Kultur! Event für Kinder! Wie dringend brauchen wir das! Am 30. Januar 2021 lese ich ab 11:40 beim Kindermaskenfest des Mainzer Carnevalsverein Geschichten für Kinder. Und: der Eintritt ist frei.
Die wichtigsten Links zuerst! Gefeiert wird hier:

https://www.mainzer-carneval-verein.de/mcv/
und hier:

https://www.facebook.com/mcv1838/

und hier:

https://www.instagram.com/mcc_mainz/?hl=de


Aber mal ehrlich: Wie cool ist es, dass wir nicht einfach alles hinschmeißen und traurig mit unserer Tasse Fencheltee ins trübe Regenwetter schauen? Corona macht uns alle fertig, aber noch lange nicht so fertig, dass wir vergessen hätten, wie man feiert! Deshalb veranstaltet der Mainzer Carnevalsverein das Kindermaskenfest eben nicht auf der Straße, sondern im (hoffentlich fastnachtlich geschmückten) Zuhause. Es lohnt sich schon direkt um 11:11 Uhr reinzuschauen, denn um diese Uhrzeit beginnt natürlich die Online-Veranstaltung auf den Social-Media-Kanälen und der Hompage des Mainzer Carnevalsvereins mit Musik- und Tanzangeboten für Kinder. Es werden außerdem unter den Zuschauern sehr hochwertige Preise aus der Tombola verlost. Wenn das mal nicht genug Anreize sind, Samstag Vormittag den Computer den Kids zu überlassen, weiß ich auch nicht 😉
Viel Spaß bei meiner Lesung und der ganzen Veranstaltung!

Annika goes Hörspiel

Ende Dezember, pünktlich zu Weihnachten, erschienen unter dem Titel „Verhext und Wachgeküsst“ meine Grimm‘schen Märchen für moderne Kinder. Mit Witz und Pepp und ehrfurchtsvoller Treue den uralten Geschichten gegenüber habe ich mir zur Aufgabe gemacht, den 18 bekanntesten Märchen den Staub aus den Zeilen zu kitzeln:

Was macht zum Beispiel die junge Prinzessin, wenn sie, wie so oft, nicht einschlafen kann? Sie klingelt nach ihrer Kammerzofe und bittet sie, wieder mal die alte Anekdote mit den 13 Feen zu erzählen. Selbst glaubt sie zwar nicht an den ganzen Humbug, aber die Vorstellung von einem hundertjährigen Schlaf ist so beruhigend und zauberhaft schaurig, dass sie dabei doch manchmal einschläft…

„Ehrlich, Jonas? Müller? Think big! Was willst du wirklich mal werden?“ Jonas ist noch viel zu perplex, dass sein Kater plötzlich reden kann, um was Kreatives zu antworten. Aber der Kater meint, alles sei möglich, also warum nicht nach den Sternen greifen? „We fake it, till we make it! Wir tun erst mal nur so!“, sagt der Kater und marschiert in seinen neuen Stiefeln schnurstracks zum König.

Hannes kann sein Glück nicht fassen! Wie ihm heute das Schicksal so meisterhaft in jeder Situation geholfen hat! Erst hat er seinen Gehaltsscheck gegen ein Motorrad getauscht, das dann gegen ein Fahrrad, das Fahrrad gegen einen Roller und diesen wiederrum gegen Inlineskates. Es regnet und er flüchtet sich unter das Dach einer Bushaltestelle. Und fällt dem alten Mann fast um den Hals, als der mit einer Busfahrkarte winkt. Manchmal hat man eben einfach Glück!

Die Königin ist am Rande der Verzweiflung. Sieben auf einen Streich soll der junge Kämpfer erschlagen haben. Seine Kraft und Geschicklichkeit hat er in weiteren Taten unter Beweis gestellt. Aber ihre Tochter will und will keinen stumpfen Muskelprotz heiraten. „Im Kopf soll er was haben!“, beharrt diese. Nun, es hilft nichts. Geheiratet werden muss, denn sie hat dem jungen Mann ein Versprechen gegeben und ein Versprechen muss man halten.

Diese und vierzehn weitere Märchenadaptionen könnt ihr euch als Hörspiele für den genialen Lunii Geschichtenerzähler runterladen.

Lesung aus dem Lesezimmer

In Mainz gibt es ein Lesezimmer, das könnte minimalistischer nicht sein: weißer Boden, weiße Wände, ein Sessel, eine Autorin und ein Requisit. Weg mit dem Schnickschack! Hier steht das gelesenen Wort im Mittlpunkt. Das Beste: Man muss nicht in Mainz sein, um reinzuschauen, denn es ist (2020-tauglich) digital.
Am Samstag wurde ich eingeladen, in diesem Lesezimmer aus meinem Roman zu lesen. Es bleibt minimalistisch: „Annika Kemmeter: Die letzte Flaschenpost. Kapitel 4“ beginnt die Lesung und dann geht es los. Ich erkläre nichts. Ich lese einfach.
Mein Requisit ist, wer hätte es geahnt, die Flaschenpost.
Hier gehts zum Video.

„Zukunftschreiben statt Schwarzmalen“ – das Buch ist da

Es ist wahrscheinlich das wichtigste Kinderbuch, das dieses Jahr erschienen ist. Denn es erzählt in kindgerechten Geschichten vom Klimawandel, und davon, was jeder von uns tun kann. Wie man es von Tessloff-Büchern gewohnt ist, basieren die 11 Geschichten auf wissenschaftlichen Fakten. Hinzu kommen aber die kindlichen Helden, die in spannenden Geschichten und Abenteuern zeigen, wie es geht!

Entstanden ist das Buch durch den Verein Zukunftschreiben e.V., ein Zusammenschluss aus interdisziplinären Studenten, die einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten wollen. Um Kindern und Jugendlichen Vorbilder zu präsentieren, die sich gegen den Klimawandel einsetzen, haben sie einen Schreibwettbewerb ins Leben gerufen. Die elf besten Geschichten (darunter Annika Klee: „Der kleine Zweig am großen Baum“) sind Ende September 2020 im Tessloff Verlag erschienen.

Die Klimakrise schwirrt den Kindern als etwas Bedrohliches, kaum Fassbares durch die Köpfe. Mein Sohn sagte beim Abendessen plötzlich: „Ich will nicht leben, wenn die Welt untergeht.“ Er konnte es kaum erwarten, die Geschichten aus dem Buch „Zukunftschreiben statt Schwarzmalen“ zu hören. Nachdem ich ihm „Der kleine Zweig am großen Baum“ vorgelesen habe, kann er die Probleme besser einordnen und greifen. Und er ermahnte mich, als ich eine zerschlissene Sporthose meiner Tochter wegwerfen wollte, statt sie zu flicken.

Ich bin froh, an diesem Buch mitgewirkt zu haben und dadurch einen Beitrag zu leisten, unsere Welt besser zu machen!

Über Märchen

Damals wohnten wir bei meiner Oma. Das Haus gehörte eigentlich meinem Onkel und natürlich wohnte außer den beiden und uns auch mein Opa dort, aber wir sagten immer: „Wir wohnen  vorrübergehend bei der Oma“, denn meine Oma war die Seele dieses Hauses. Sie hatte es eingerichtet, sie pflegte und putzte es täglich, jeder Handgriff war eine Selbstverständlichkeit. Ich erinnere mich an den Läufer im Flur mit seinen geheimnisvollen Mustern. Und daran, dass ich auf den braunen Rautenlinien entlangbalancierte, während der Kassettenrekorder „Aschenputtel“ spielte. „Bäumchen rüttel dich und schüttel dich! Wirf Gold und Silber über mich!“ Die Stimme von Aschenputtel war so rein wie ihre Seele, jeder Vokal bekam seinen Platz. So sprach eine junge Frau, die im Herzen schon Prinzessin war, auch wenn sie noch in der Asche schlief. Ich balancierte auf den Rauten und fühlte die Ungerechtigkeit im ganzen Körper. Wie fleißig war Aschenputtel! Sie schluckte tapfer jede Gemeinheit und tat all die furchtbaren Arbeiten, ohne zu murren. Bestimmt hätte das Haus, das sie sauber hielt, ihre unbefleckte Seele gespiegelt, würden die großen Schwestern nicht achtlos den Schmutz von draußen hineintragen. Was scherte es diese beiden? Ich selbst hatte eine große Schwester, der ich mich unterlegen fühlte, machmal sogar ausgeliefert. Ja, ich wusste, wie Aschenputtel zumute war! Der Kassettenrekorder erzählte mir nichts neues. Er stand auf einer Kommode im Esszimmer, genau über der Süßigkeitenschublade. Ich hüpfte auf einem Bein dorthin und zog sie auf. Während meine Oma das Mehl vom Tisch wischte und die Schüsseln ausspülte, nahm ich einen Riegel Kinderschokolade aus der Schublade und schälte ihn aus seiner goldenen Verpackung. In Mattgold waren die Riegel damals eingepackt. Mit Riffeln im Papier, die gut unter den Fingerspitzen zu ertasten waren, sahen sie aus wie Goldbarren. Wertvoll jedenfalls und das waren sie für mich ja auch. Von meinem Opa lagen nur scharfe Bonbons in der Schublade, in hellgrünes Papier verpackt. Die fette, schwarze Schrift auf den Bonbons warnte wahrscheinlich vor dem Verzehr. Ich war aber nicht sicher, denn ich konnte noch nicht lesen. Aschenputtels Mutter sah liebevoll und bekümmert, in eine Schleierwolke gekleidet auf ihre Tochter hinab. Sie sorgte sich selbst nach ihrem Tod um ihre Tochter und versorgte Aschenputtel mit den schönsten Kleidern. Der zauberhafte Haselnussbaum stand ja nicht zufällig auf ihrem Grab. Ich hatte damals ein Kleid, grün mit einem dichten, schwarzen Muster darüber, der Rock schwang nicht sehr aus, aber ich liebte das Kleid und nannte es Hochzeitskleid. Ich hätte es den Vöglein nicht zurückgegeben. Die Süße des Schokoriegels hatte sich in meinem Mund ausgebreitet. Sollte ich noch einen nehmen? Eines war auf jeden Fall klar: Aschenputtel war mein liebstes Märchen. Ich konnte es wieder und wieder anhören. Bis zum heutigen Tag ist es mein Lieblingsmärchen. Wer mich kennt, weiß, dass ich Hausarbeit nur unter Zwang erledige, damals wie heute. Es nicht das Märchen selbst, das ich heute noch liebe, sondern die Erinnerung an das Jahr, in dem ich es bei meiner Oma hörte, die uns mit Liebe und Selbstverständlichkeit umsorgte, stets ein Lächeln im Gesicht, und ohne jemals dabei zu murren.

Meine Arbeit mit den Grimmschen Märchen im ersten Halbjahr 2020 hat Erinnerungen an meine eigene Erfahrung mit Märchen aus Kindertagen geweckt. Wie erinnert ihr euch an Märchen?