Es ist vier Uhr nachts. Die Familie schläft. Mein Mann, mein Sohn, meine Tochter, ich. Nur zwei Wesen treiben unter meiner Bettdecke ihr Unwesen, stellen sich einem Boxkampf, kämpfen um neue, bessere Positionen: Die kommenden Zwillinge. Ich wache auf. Hat sich schon mal jemand gefragt, wie sich eigentlich die Ringarena nach einem Boxkampf fühlt? Die Matte durchgetrampelt, die Seile gedehnt und gezerrt. Dabei wollte sie einfach nur schlafen. Sich erholen für den kommenden Tag. Und ich denke: Wann, wenn nicht jetzt, sich elegant und lautlos aus dem Bett wuchten zum Laptop schleichen und endlich wieder bloggen? Um vier Uhr ist die Wahrscheinlichkeit, nicht abgelenkt zu werden, ziemlich hoch. Die Schwärze der Nacht wiegt mich in ein Gefühl von Heimlichkeit, in der ich alles, was mich bewegt, intim mit dem Leser dieses Blogs teilen kann:
- Ich fühle mich wie eine volle Wassertonne, habe aber Spannung eines zusammengerollten Teppichs.
Körperspannung einer Schwangern Seit wann gibt es bitte Zwillinge in unserer Familie? Wenn sie kommen, werde ich vier Kinder unter fünf haben. Aber das wird selbstverständlich keine Auswirkungen auf meine literarische Tätigkeit haben 😉 (Reden wir in einem Jahr nochmal)
- Die Wohnung ähnelt einem leeren Bienennest. Der Bücherschrank ist ein Wabenblock ohne Honig, ohne Bienenbabys. Ein paar vereinzelte Bienenleichen in Form von Sachbüchern über Schwangerschaft und Erziehung und Steuerordnern sind noch übrig.
Der Rest ist schon in Kartons gepackt und in das neue Haus gezogen, das gerade noch renoviert wird. Die Wohnung wird weiter und tiefer ausgehölt, bis auch die letzten verschwinden werden: Wir.
Natürlich nur, um in unser neues Zuhause umzuziehen, das sechs menschlichen Lebewesen Platz bietet. (Was ich von unserer aktuellen Dreizimmerwohnnung nicht behaupten kann…) - In stiller Trauer und in liebevollem Gedenken: Lebt wohl, Daten meiner Festplatte. Mitte Juli 2017 sind sie von mir gegangen: meine Bilder, Videos (beides natürlich völlig unwichtig) und vor allem: meine Texte und Gedichte. Aus dem Nichts sind sie gekommen, ins Nichts werden sie gehen.
(Auferstehung ist wohl möglich, wir warten auf die Ergebnisse genialer Informatik-Genies, die in sterilen, vakuumierten Räumen mit der Akrebie heiliger Pillendreher die Festplatte untersuchen.)Versuch einer Auferstehung
Genug von dem privaten, unwichtigen Geplänkel!
- Schlaflos ist das Motto! Vor ein paar Tagen erschien im August ein sehr hübsches Bändchen mit Kurzgeschichten. Herausgegeben vom Ellington Hotel Berlin. Der Titel: „Schlaflos im Ellington. Volume 3“ Genau mein Fall, könnte man meinen. Tatsächlich habe ich die Ehre zu den 10 Gewinnern des Kurzgeschichtenwettbewerbs zu gehören.
Die Geschichten sind amüsant, nachdenklich, spannend – jede auf ihre Art fesselnd. Dazu gibt es liebevolle Illustrationen. Das Buch ist als hardcover gebunden, schmiegt sich geschmeidig in die Hand und gibt seinen Erlös zur Hälfte an die Tafel ab. Alles in allem eine sehr feine Sache. Ich freue mich, dazuzugehören.